Sie sind die Übergangszonen zwischen Wald und offener Landschaft und dienen diversen Tierarten als Lebens- und Rückzugsraum. Gemeint sind die Gebüsch-Säume, deren Flächenanteil in Mitteleuropa aufgrund von Forst- und Landwirtschaft sehr gering ist. Das ist nachteilig für Tiere und Pflanzen, die auf diese strauchigen Landschaftselemente angewiesen sind.
Ein Forschungsteam unter Federführung von Professor Jochen Krauss, Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, hat in der ersten umfassenden Studie ihrer Art die betroffenen Tier- und Pflanzenarten untersucht. Die Forschenden haben gezeigt, dass es ein Mosaik aus offenen und halboffenen Gebüsch-Säumen braucht, um die Biodiversität zu maximieren. Unterscheiden lassen sich diese Saumarten daran, wie deckend und dicht das Strauchwerk bewachsen ist.
Um positive Effekte für die Biodiversität zu erzeugen, braucht es ein aktives und durchdachtes Saum-Management: „Wir empfehlen Landbesitzern, Förstern, Landschaftspflegeverbänden und Naturschutzbehörden, Gebüsch-Säumen genügend Raum zu geben. Diese Habitate bieten seltenen und bedrohten Tier- und Pflanzenarten Lebensraum, den sie in unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft sonst nur selten finden“, so Studienleiter Krauss.
Die Ergebnisse entstanden in Kooperation mit dem Institut für Biodiversitätsinformation Ebern. Veröffentlicht sind sie im Journal of Applied Ecology.
Die Diversität in den Säumen bestimmen
Insgesamt 45 Gebüsch-Säume in Bayern untersuchten die Forschenden – darunter Habitate in der Nähe der unterfränkischen Orte Höchberg, Retzstadt und Güntersleben. Dabei interessierten sie sich vor allem für krautige Pflanzen, Heuschrecken, Wanzen, Laufkäfer und Spinnen. Um die Tiere zu zählen und zu bestimmen, kamen Bodenfallen und andere Fangmethoden zum Einsatz.
Die Zoologinnen und Zoologen unterschieden dabei zwischen offenen und halboffenen Gebüsch-Säumen. Innerhalb dieser beiden Kategorien testeten die Forschenden den Einfluss drei weiterer Parameter auf die Biodiversität: die Flächengröße, der Anteil naturnaher Lebensräume in der umgebenden Landschaft und die Habitat-Qualität. Letztere setzt sich unter anderem aus der Artenzahl der Sträucher und deren Strukturreichtum zusammen.
Saum-Management auf Landschaftsebene notwendig
Die wichtigsten Einflüsse auf die Diversität sind die Qualität des Lebensraums sowie der Deckungsgrad der Sträucher. „Wir haben erkannt, dass über alle Gruppen hinweg die offenen Säume mit hoher Qualität am artenreichsten waren: Sie wiesen den höchsten Artenreichtum an krautigen Pflanzen, Heuschrecken und Wanzen auf. In diesen Habitaten fanden wir auch eine große Anzahl an unterschiedlichen Spinnenarten, während der Artenreichtum an Laufkäfern am höchsten in halboffenen Säumen von geringerer Qualität des Lebensraums war“, so Fabian Klimm, Erstautor der Studie.
Der Appell steht fest: „Wir brauchen ein Saum-Management auf Landschaftsebene. Es sollten sowohl offene als auch halb-offene Säume gefördert werden, um die Diversität zu maximieren“, so der Doktorand. Biodiversität gewährleiste für den Menschen unabdingbare Ökosystemdienstleistungen wie die Bestäubung von Nutzpflanzen oder ökologische Schädlingskontrolle.
Publikation
Life at the (h)edge – Multidiversity in shrub ecotones is driven by habitat and shrub foliage cover. Fabian S. Klimm, Fabian A. Boetzl, Sebastian König, Markus Bräu, Lara Burtchen, Klaus Mandery, Jean-Léonard Stör, Jochen Krauss. Journal of Applied Ecology, 13. Mai 2025, DOI 10.1111/1365-2664.70061
Kontakt
Fabian Klimm, Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie (Zoologie III), T +49 931 31-80875, fabian.klimm@uni-wuerzburg.de