Ein vielstimmiger Geburtstagsgruß

In Mirano, einer kleinen Ortschaft zwischen Venedig und Padua, liegt die Villa Tiepolo – so genannt, weil der berühmteste Maler seiner Epoche sie nach seiner Rückkehr aus Würzburg gemietet und ein paar Jahre später gekauft hat. Tiepolo war mit seiner Kunst so reich geworden, dass er die Gewohnheit venezianischer Patrizier übernahm, sich ein Landhaus im Hinterland der Lagunenstadt zuzulegen.
Netz der Tiepolo-Orte
Von Mirano ging kürzlich die Initiative aus, ein „Netz der Tiepolo-Orte“ zu knüpfen. Ihm gehören Bürgermeister und Kulturfunktionäre, aber auch Kunsthistoriker, Museumsleute und Tourismusbeauftragte aus den vielen Orten an, wo Tiepolo gewirkt hat – ein europäisches Unterfangen, denn neben norditalienischen Kommunen von Mailand bis Udine sind auch Madrid und Würzburg in dem Netzwerk vertreten.
Ein erstes Zeichen wollen die bisher rund dreißig Beteiligten am Geburtstag Tiepolos setzen. Vor 325 Jahren, am 5. März 1696, wurde Giambattista in Venedig geboren. Aus diesem Anlass werden ihm in diesem Jahr Glückwünsche in Form einer Videocollage übermittelt, aus Schlössern und Palästen, aus Villen und Kirchen, zehn Sekunden lang pro Person. Aus dem Treppenhaus der Würzburger Residenz meldet sich Oberbürgermeister Christian Schuchardt, aus dem Martin von Wagner Museum Professor Damian Dombrowski.
Sonderausstellung verlängert
Der Direktor des Universitätsmuseums hat einen besonders triftigen Grund, an der Aktion mitzuwirken. Vor vier Monaten wurde dort die große Sonderausstellung »Der Arbeit die Schönheit geben« | Tiepolo und seine Werkstatt in Würzburg eröffnet, die nur einen Tag lang zu sehen war, bevor der Lockdown kam. „Eigentlich wollten wir mit der Schau an Tiepolos 250. Todestag erinnern“, sagt Dombrowski: „Jetzt können wir, wenn alles gut geht, um seinen 325. Geburtstag herum wieder öffnen. Für die Ausstellung, die wir schon begraben wähnten, ist das ein wenig so, als käme sie zum zweiten Mal zur Welt.“
Zwar seien die internationalen Leihgaben längst wieder zurückgekehrt, doch: „Knapp neunzig Prozent der Exponate stammen aus unserem Besitz. Und das Museum für Franken war so großzügig, die Leihfrist für ihre Gemälde bis Mitte Juli zu verlängern!“ Die jetzt fehlenden Zeichnungen wurden durch Faksimiles ersetzt. Auf diese Weise sei es gelungen, das durchdachte Konzept der Ausstellung nicht zu verwässern.
Geburtstagsgruß auf YouTube
Der vielstimmige Geburtstagsgruß wird ab 5. März unter anderem auf dem YouTube-Kanal zur Ausstellung und in den sozialen Netzwerken des Museums zu sehen sein. Das Martin von Wagner Museum hat auch an der dreiteiligen Dokumentation „In viaggio con Tiepolo“ mitgewirkt, aus dem das Tiepolo-Netzwerk hervorgegangen ist.