Mit einem Festakt in ihrer Festaula, der Neubaukirche, hat die Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) am 19. November 2024 den Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, geehrt. Schuster bekam von der Katholisch-Theologischen Fakultät der JMU für seine Verdienste um die Wissenschaft und um das kirchliche Leben die Ehrendoktorwürde verliehen. Rund 200 Gäste aus Wissenschaft, Politik, Religion und Kultur nahmen an dem Festakt teil.
Den Dialog zwischen Juden, Christen und Muslimen gefördert
„Die Katholisch-Theologische Fakultät ehrt mit Dr. Josef Schuster eine Person, die sich in besonderer Weise für das jüdisch-christliche Gespräch verdient gemacht hat“, sagte Professorin Barbara Schmitz, Leiterin des Lehrstuhls für Altes Testament und biblisch-orientalische Sprachen der JMU, in ihrer Laudatio. Josef Schuster habe eine klare und kritische Haltung, er protestiere laut und unzweideutig gegen Antijudaismus und Antisemitismus, gegen jede Form von Hass, Gewalt, Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit und trete engagiert für das jüdische Leben und für ein respektvolles Miteinander der Religionen in Deutschland ein, so Schmitz.
Ausgezeichnet wurde Schuster auch für sein Engagement für die Errichtung und Förderung von Institutionen, die sich der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte und Kultur des Judentums verschrieben haben. „Hierzu zählen das Museum Shalom Europa und das Johanna Stahl Zentrum in Würzburg sowie die Jüdische Akademie in Frankfurt und die Denkfabrik Schalom Aleikum“, sagte Professor Matthias Remenyi, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, in seiner Ansprache.
Für ein respektvolles Miteinander und gegen Hass und Gewalt
Das jüdisch-christliche Gespräch, der interreligiöse Dialog, der Einsatz für die Kultur und die Geschichte des Judentums in Deutschland: All diese Punkte seien gleichermaßen für die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Würzburg von essenzieller Wichtigkeit. „Das Judentum in Geschichte und Gegenwart ist nicht eine dem Christentum gegenüberstehende, fremde Kultusgemeinschaft, sondern es ist der Wurzelgrund, aus dem christliches Leben und christlicher Glaube allererst erwachsen“, so Remenyi weiter.
Für die Theologie als wissenschaftliche Reflexionsinstanz christlicher Glaubensgehalte seien der jüdisch-christliche Dialog und eine christliche Theologie angesichts des Judentums schlechterdings konstitutiv. Sie bilden „eine Querschnittsdimension, die alle theologischen Disziplinen durchzieht“. Dafür, dass sich Schuster als Gesprächspartner auf diesen Dialog einlässt, ihn pflegt und befördert, gebühre ihm „unser Dank und Respekt“, so der Dekan.
Herausragende Persönlichkeit mit einem untrüglichen Wertekompass
Auch Universitätspräsident Paul Pauli dankte Schuster für seinen langjährigen Einsatz: „Sie sind eine herausragende Persönlichkeit, die mit einem untrüglichen Wertekompass in die Gesellschaft wirkt und sie aktiv mitgestaltet. Sie haben sich in einer Welt, die zunehmend von Polarisierung geprägt ist, stets für den Dialog eingesetzt und dabei eine klare, beständige Stimme für Respekt und Toleranz vertreten“, sagte Pauli in seinem Grußwort.
Gerade als Arzt verstehe es Schuster, dass Heilung und echtes Verständnis nur dann möglich sind, wenn man den Menschen als Ganzes betrachtet – mit all seinen Ecken und Kanten und seinen religiös-kulturellen Prägungen. „Dieser Gedanke, den Sie auch in Ihrer Arbeit für den Zentralrat der Juden und im interreligiösen Austausch immer wieder verkörpert haben, ist eine Inspiration für uns alle. Die heutige Auszeichnung ist Ausdruck unserer tiefen Verbundenheit und Wertschätzung für Ihr unermüdliches Engagement“, so Pauli.
Die Universität Würzburg sei stolz darauf, „dass ein Alumnus unserer Universität, jemand der seine akademische Laufbahn hier an der JMU begann, über so viele Jahre hinweg zu einer Säule des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Deutschland und darüber hinaus wurde“, so der Unipräsident.
„Einer der besonderen Momente meines Lebens“
Über die Auszeichnung freute sich Schuster sehr: „Der Erhalt der Ehrendoktorwürde der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität meiner Heimatstadt Würzburg ist einer der besonderen Momente meines Lebens. Nie hätte ich geglaubt, dass mir diese Anerkennung einmal zu Teil werden würde, umso stärker empfinde ich sie als Bestätigung und als Auftrag meines Wirkens. Jüdischer und christlicher Glaube verbindet der Wille zur Verständigung, zur Aussöhnung und zum Miteinander. Davon braucht es heute nicht weniger, sondern mehr."
Zur Person
Josef Schuster wurde 1954 in Haifa (Israel) geboren. Die Familie hatte ihre unterfränkische Heimat während der Zeit des Nationalsozialismus verlassen müssen.1956 kehrte sie nach Würzburg zurück. Schuster absolvierte an der Universität Würzburg sein Studium der Humanmedizin; von 1988 bis 2020 war er als Internist mit eigener Praxis in Würzburg tätig.
Schuster ist langjähriger Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und des bayerischen Landesverbands der Israelitischen Kultusgemeinden sowie Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg und Unterfranken.