DigiMeet 2025: Globale Perspektiven auf Plattform-Governance

Das diesjährige DigiMeet stand unter dem Titel „Platform Governance & Power: Between control, ethics and societal dynamics“. Im Fokus standen aktuelle Entwicklungen in der Regulierung und Gestaltung digitaler Plattformen – von rechtlichen Rahmenbedingungen über gesellschaftliche und politische Implikationen bis hin zu Fragen der technologischen Umsetzung. Insgesamt nahmen rund 80 Forschende aus 16 Ländern teil, darunter Teilnehmende aus elf EU-Staaten sowie Großbritannien, den USA, Indien, Peru und Brasilien.

Wissenschaftliche Unabhängigkeit im digitalen Diskurs

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Wolfgang Schulz, Direktor des HBI und des Alexander von Humboldt Instituts für Internet und Gesellschaft (HIIG) sowie Professor für Medienrecht an der Universität Hamburg. In seiner Begrüßung hob Schulz die Bedeutung des interdisziplinären Austauschs hervor, insbesondere im Hinblick auf die globale Vernetzung der Digitalisierungsforschung.In der anschließenden Keynote plädierte Dr. Tobias Mast, Leiter des Forschungsbereichs „Regulatory Structures and the Emergence of Rules in Online Spaces“ am HBI und Mitglied des Beirats der Koordinierungsstelle für digitale Dienste bei der Bundesnetzagentur, für eine unabhängige, neugiergetriebene und evidenzbasierte Wissenschaft. Nur so könne Forschung gegenüber Plattformen, Regulierungsbehörden und der Politik informierend und leitend wirken. Aktivistische oder ideologisch gefärbte Positionierungen, so Mast, gefährdeten die notwendige Distanz und Glaubwürdigkeit wissenschaftlicher Analyse.

Parallelsessions zu Regulierung, Plattformen und Governance

Nach der Keynote folgten mehrere Parallelsessions, in denen Nachwuchsforschende aus ganz Europa und darüber hinaus ihre aktuellen Arbeiten präsentierten. Die thematischen Schwerpunkte reichten von rechtlichen und ethischen Fragen der Plattformregulierung über neue Formen algorithmischer Moderation bis hin zu den gesellschaftlichen Dynamiken von Plattform-Governance.

Eine der Sessions wurde von Professor Andreas Jungherr, Mitglied des Direktoriums des bidt und Lehrstuhlinhaber an der Universität Bamberg für „Politikwissenschaft, insbesondere Digitale Transformation“, geleitet. Unter dem Titel „Platform regulation and community building – Networks and discourses“ beleuchteten vier Beiträge zentrale Herausforderungen im Umgang mit sozialen Plattformen:Marcus Bösch (Universität Münster) zeigte am Beispiel der Bundestagswahl 2025, wie partizipative Propaganda auf TikTok funktioniert und wie Nutzerinnen und Nutzer aktiv an der politischen Kommunikation mitwirken.Dr. Regina Cazzamatta (Universität Erfurt) untersuchte die Folgen des Endes der Fact-Checking-Programme bei Meta und unternahm einen Verortungsversuch im Spannungsfeld zwischen Meinungsfreiheit und Fake-News.Lama Ranjous (FAU Erlangen-Nürnberg) analysierte die Rolle sozialer Plattformen in Krisen- und Kriegsgebieten wie Syrien, wo Posts und Videos nicht nur politische Dokumente, sondern auch Zeugnisse von Gewalt und Überleben darstellen. Sie wies darauf hin, dass automatisierte Löschungen in solchen Kontexten schwerwiegende Folgen für Aufarbeitung und Gerechtigkeit haben können.Philipp Riederle (Oxford Internet Institute, University of Oxford) diskutierte schließlich die Interoperabilität von Plattformen als mögliches Instrument, um Machtkonzentrationen zu begrenzen. Er zeigte zugleich die praktischen und sozialen Hürden auf, die einer Umsetzung entgegenstehen.

Vielfalt, Austausch und Vernetzung

Insgesamt bot das DigiMeet 2025 ein eindrucksvolles Panorama aktueller Digitalisierungsforschung und bestätigte ihren Stellenwert als Austauschplattform für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler im deutschsprachigen und internationalen Raum.

Die Diskussionen machten deutlich, dass Plattform-Governance längst kein ausschließlich juristisches oder technisches Thema mehr ist, sondern Fragen von Demokratie, Öffentlichkeit und globaler Verantwortung berührt.

Es war eine wunderbare Gelegenheit, mit Forschenden aus verschiedenen Disziplinen in Kontakt zu treten, die sich mit ähnlichen Fragen beschäftigen.

Zitat einer Teilnehmerin

Ausblick

Das DigiMeet 2025 zeigte erneut, wie gewinnbringend interdisziplinäre und institutsübergreifende Zusammenarbeit in der Digitalisierungsforschung ist. Gemeinsam mit den Partnerinstitutionen CAIS, HBI und Weizenbaum-Institut wird das bidt das Format auch künftig fortsetzen – mit dem Ziel, junge Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zu vernetzen und den kritischen Dialog über die gesellschaftlichen, politischen und technologischen Bedingungen digitaler Transformation weiter zu fördern.

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